Weinlese

Gute Zeilen, böse Zeilen: pt. 1

Die Streifen bevölkern schon immer unseren Kleiderschrank, besonders in der Sommersaison. Zickzack-Streifen im Missoni-Stil, weiße und blaue Streifen im Riviera-Stil, bunte Streifen, um den Sommer zu feiern, schwarz-weiße Streifen für die Strengeren… Sie sind ein grafisches Element, das in der Mode auf tausend Arten interpretiert wird, dabei aber eine klar definierte Identität bewahrt, die sich deutlich von anderen Mustern unterscheidet. Visuell auffällig, sie heben sich ab, behaupten sich und ziehen Aufmerksamkeit auf sich.

Aber nicht immer hatten die Streifen den Erfolg, den sie in jüngster Zeit genießen. Vor einiger Zeit haben wir ein Buch mit dem Titel „Der Stoff des Teufels“ von Michel Pastoureau gelesen, das die Geschichte der Streifen von vor dem Jahr 1000 bis in die Moderne nachzeichnet. Wir fanden es unglaublich erhellend und haben uns daher entschlossen, euch in zwei Teilen eine Art Superzusammenfassung der Inhalte dieses faszinierenden Buches zu präsentieren.

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Fangen wir also an: Schon vor dem Jahr 1000 finden sich in der Bibel negative Konnotationen in Bezug auf gestreifte Kleidung. Man denke an Kain, Dalila, Saul, Salome, Judas – alle tragen Streifen und sind auf irgendeine Weise Verräter.

Im Mittelalter finden wir dann zahlreiche Dokumente, die gestreifte Kleidung als transgressiv, närrisch, anstößig, in einem Wort skandalös, bezeichnen (einfarbige Kleidung war die Norm und daher weniger dokumentiert). Die kirchliche Gesellschaft war die erste, die gegen die Streifen kämpfte: Es gibt zahlreiche Dekrete, die Klerikern das Tragen von Kleidungsstücken mit zwei Farben untersagen.

Eine Erklärung dafür, warum der mittelalterliche Mensch das Streifenmuster negativ bewertete, könnte in der Wahrnehmung von Oberflächen liegen, die die Menschen damals hatten. Die einfarbige Fläche wurde allem entgegengesetzt, was sie nicht war, und dies spiegelte die strenge Wertestruktur jener Zeit wider: Auf der einen Seite das sozial Akzeptierte, auf der anderen das Transgressive (mit verschiedenen „Schweregraden“).

Die Einfarbigkeit, wie bereits erwähnt, war die Norm und wurde daher als neutral angesehen. Das Punktmuster hingegen wurde als positiv, sogar feierlich und göttlich betrachtet, da es im Wesentlichen aus einer einfarbigen Basis besteht, auf der kleine geometrische Figuren klar und eindeutig dem Betrachter gegenüberstehen.

Das Fleckmuster ist die unregelmäßige Variante des Punktmusters und daher das schlimmste Muster, das es für den mittelalterlichen Menschen geben konnte: Es drückt Verwirrung, Übertretung und Unordnung aus, und tatsächlich findet man es oft in Darstellungen von Dämonen und satanischen Kreaturen.

Schließlich die Streifen, wie gesagt, wurden auch sie negativ betrachtet, jedoch weniger als das Fleckmuster. Es handelt sich nämlich um zwei Einzelfarben (die an sich als neutral galten, wie wir uns erinnern), die nebeneinandergelegt werden, und das, was sie hervorrufen, ist Ambiguität, mangelnde Klarheit, Andersartigkeit (Streifen ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als jedes andere Muster oder jede andere Textur). Und da im Mittelalter Regelmäßigkeit, Einheitlichkeit und Klarheit gefeiert wurden, ist es verständlich, dass Streifen nur als mehr oder weniger bösartig angesehen werden konnten.

Haben wir euch für diese spannende Geschichte begeistert? Wir hoffen es! Vielleicht lest ihr uns gerade auf einer Liege im Schatten eines gestreiften Sonnenschirms… und warum gerade dieses Muster am Strand so häufig vorkommt, wissen wir. Die Antwort erzählen wir euch im zweiten Teil dieser kurzen Erzählung!

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